Ganz und gar mit der sinnlichen Wahrnehmung befasst sind die Arbeiten von Heinz Thielen. Indem sie geradezu einen ganzen synästhetischen Apparat in Gang setzen, können sie mit Fug und Recht als elementare Malerei bezeichnet werden. Bereits beim Betreten des mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern geteilten Atelierhauses in Bad Cannstatt reicht allein schon ein annähernd geschulter Geruchssinn aus, die richtige Tür zum Malatelier Heinz Thielens zu finden. Im Inneren dann mit den aus Pigment und Eiöltempera geschaffenen Werken konfrontiert, setzt unmittelbar eine Augenachterbahn ein, die unwillkürlich dem Sog der Farbe folgt, um einerseits selbstvergessen dem ausschweifenden Schwingen der darin eingeschriebenen Bewegungszügen zu verfallen, andererseits jählings an deren Verknotungspunkten auch wieder ins Stocken zu geraten. Derart Über Kreuz und Kurven setzen sich diese Bahnen und Schleifen über die eigentlichen Bildgrenzen der jeweiligen Leinwand fort, knüpfen an der nächsten an und schwappen über, halten einmal gefundene Temperamente und Temperaturen fest, um sie in diesem über die feststellbare Zeit hinweggehenden malerischen Kontinuum weiterzutragen, umstürzlerisch aufzuwiegeln, zu versöhnen, unvereinbar zu sein und äußerste Präsenz zu zeigen.
Clemens Ottnad (Ausschnitt)